Trigon Raphaeli

Sonntag, 23. Oktober 2011

Die wahre Bedeutung der Religion (Omraam Mikael Aivanhov)

Die wahre Bedeutung der Religion

Eine universelle Religion lehrt, wie man alle Aktivitäten vergeistigen kann.
Jede Religion hat einen besonderen Tag, der für den Gottesdienst bestimmt ist und der nicht bei allen Religionen der gleiche ist: Für die Christen ist es der Sonntag, für die Juden der Samstag und für die Mohammedaner der Freitag. – Worin unterscheiden sich jetzt in Wirklichkeit diese Tage? In nichts. Alle Tage sind gesegnet, alle Tage sind göttlich. Es gibt den Freitag, um Gutes zu tun, den Samstag, um Gutes zu tun und den Sonntag, um Gutes zu tun. In der Universellen Weißen Bruderschaft müssen alle Tage heilig sein. Was wären denn sonst die Folgen? Sechs Tage hindurch übertritt man alle Gesetze und am siebten Tag geht man in die Kirche, um die Verbrechen, die man begangen hat, wieder gutzumachen. Nein, ein Tag reicht nicht aus, um sich zu reinigen, sondern man muss sich die ganze Woche lang reinigen: Nur einen Tag in der Woche an Gott zu denken, während man an allen anderen Tagen vor allem damit beschäftigt war, krumme Wege zu gehen, sich zu prügeln, mit den Frauen zu schlafen – , aber das ist doch grotesk! Das ist Lüge und Scheinheiligkeit. Das Wichtigste ist die Art und Weise, wie man die anderen Tage hindurch gelebt hat. In einer universellen Religion erscheinen einige Stunden, ein Tag, um zu beten, um in der Kirche zu sein als sehr wenig. Jeden Tag und den ganzen Tag und sogar wenn man arbeitet, sollte man rein sein, gute Gedanken haben, Gutes tun, beten, sich in der Kirche Gottes fühlen. Denn die Kirche Gottes ist die ganze Schöpfung.

Eine universelle Religion erweitert auch den Begriff des heiligen Ortes, der dem Gebet geweiht ist.

Warum wollen die Menschen einen abstrakten und unfassbaren Gott in dunklen und kalten Kirchen anbeten? Sie sollten doch zuerst zur Sonne gehen, sich erwärmen, sich erleuchten, sich beleben lassen, Gott danken. Und danach können sie sich immer noch an einen abstrakten Gott wenden.
Sogar die Kirchen und Tempel werden eines Tages unnötig sein, denn die Menschen werden in einen anderen Tempel gehen, in den unermesslichen Tempel der lebendigen Natur, wo die Sonne der Priester ist, der den Gottesdienst hält und wo die Sterne die ewigen Lichter sind. Dies wird eines Tages so sein. Das prophezeie ich euch. Momentan sind die Menschen wegen ihrer Engherzigkeit und ihrer Begrenztheit noch nicht bereit dazu. Und übrigens ist es gar nicht schlecht, dass es Kirchen und Tempel gibt, das ist sogar großartig. Man braucht sie und ich habe niemals gesagt, man solle sie zerstören. Sogar ein Haus ist ein Tempel. Aber wenn man die Wahrheit gut verstanden hat, so wird man all diese Tempel verlassen und den einen und einzigen Tempel betreten, den Gott selbst errichtet hat: das Universum.
Die Kirche ist die Form. Die Religion ist das Prinzip. Die Kirche ist die Form, d.h. das Gebäude, wo Menschen aller Klassen sich vereinigen, ehrliche oder unehrliche, intelligente oder dumme. – Die Religion, der Geist, das Prinzip ist das Bewusstsein von der Verbindung, die es zwischen dem Menschen und dem Herrn gibt. Ein Tempel, eine Kirche, eine Basilika, nennt sie wie ihr wollt, werden von Menschenhand gebaut. Für Menschen, die nur die Form sehen, gibt es keine besseren Orte, um darin zu beten. In Wirklichkeit ist die ganze Natur mit den Bergen, den Felsen, den Wäldern ein Tempel, wo man beten kann, ein Tempel, der aus der Hand Gottes hervorgebracht wurde. Aber die Natur ist noch nicht der Geist, sie ist eine neue, eine andere Form, ein besserer, weiterer Tempel und vor allem – lebendig. Wir haben uns dafür entschieden, in diesem Tempel zu beten. Ist das nun ein Verbrechen?

Aber vor allem in sich selbst, in seinem eigenen Tempel, geht der Mensch zur Kommunion mit Gott.

Und wir haben sogar noch einen Tempel, einen noch höheren als die Natur gefunden: den Menschen selbst. Diesen Tempel sollten wir reinigen, damit Gott kommt und darin Wohnung nimmt.
Gott erhört den Menschen nicht, wenn er nicht seinen eigenen Tempel betritt, um Ihn dort anzubeten. Eine Kirche, eine Kathedrale ist noch immer ein fremder Tempel ohne die Resonanz, die euch fähig macht, bis zum Throne Gottes zu gelangen. Diese Kirche oder Kathedrale kann großartig sein und durchdrungen von guten Einflüssen, aber euer eigener Tempel ist wie ein Hindernis, weil er verschmutzt ist. Wenn euer Tempel gereinigt ist, so wird euer Gebet bis zu Gott gelangen, selbst wenn ihr nie in eine Kirche geht. Also lasst die anderen sich darum kümmern und kümmert ihr euch um euren eigenen Tempel. Stellt euch vor, ihr seid in euch wie in einem Heiligtum, wo ein lebendiges Wasser fließt.
Durch die Gebete, durch die Meditationen reinigt sich der Schüler. Er reinigt seinen eigenen Tempel und bittet danach Gott, in ihm zu wohnen. Nichts kann mit einem menschlichen Körper verglichen werden, der gereinigt und geheiligt ist, der ein wahrer Tempel geworden ist.

In der Natur wie im inneren Leben ist die Sonne der beste Vertreter der Gottes.
Als die Eingeweihten ein Bild Gottes haben wollten, haben sie sich mit dem Licht beschäftigt. Auf Erden konnten sie dieses Bild nirgendwo anders als im Licht in der Sonne finden. Um euch mit Gott zu verbinden, stellt euch eine in den Raum hinausstrahlende Sonne vor, schickt ihr eure Gedanken, vereinigt euch mit ihr und ihr werdet sehen, dass diese Sonne, die Gott darstellt, die Schwingungen eures Wesens erhöht. Alles Stoffe in euch werden verherrlicht, ihr versetzt euch in eine höhere Region und nehmt nicht mehr auf, was von den niederen Regionen herkommt, die man Hölle nennt. Eure Antennen empfangen das, was in den erhabenen Regionen vor sich geht und ihr erhebt euch über die Leiden, das Elend und das Unglücks.

Eine universelle Religion besitzt somit eine wissenschaftliche Grundlage.

Eine universelle Religion ist gegründet auf dem großen Gesetz der universellen Übereinstimmung. Das ist ein Gesetz, das gleichzeitig physisch, chemisch, magisch und geistig ist und das sich so ausdrücken lässt: Indem man sich mit dem verbindet, was vollkommen ist (vollkommen an Intelligenz, vollkommen an Macht, vollkommen in der Form, vollkommen in der Farbe, vollkommen im Duft, vollkommen an Schönheit), so zieht man selbst den Vorteil aus dieser Vollkommenheit, weil man sie in sich selbst einführt. Dies ist ein unfehlbares Gesetz. Wenn ihr dieses Gesetz einmal kennt, so wollt ihr euch von dieser Idee der Vollkommenheit nicht mehr trennen, denn sonst fühlt ihr, dass ihr etwas in euch selbst kaputt macht. Eine universelle Religion ist gegründet auf der Kenntnis der vollkommenen, wirklichen und beweisbaren Gesetze, die man ja in allen Bereichen der Natur bis in die Tierkunde und Insektenkunde hinein überall angewendet findet. – Nehmen wir an, ihr hättet ein Vorbild, ein Wesen, das für euch eine Gottheit ist. Ihr betet es an, ihr bewundert es, ihr betrachtet es, ihr meditiert über es. – In dem Moment verbindet ihr euch mit der Vollkommenheit, mit der Herrlichkeit und eine großartige, harmonische Welt beginnt sich in euch niederzulassen und ihr wachst, ihr blüht auf, ihr werdet schön und mächtig bis ihr eines Tages ganz genau so seid wie dieses Wesen. Genauso arbeitet dieses Gesetz.
Wenn eure Religion nur auf Einbildung, auf Aberglauben und Gewohnheiten gegründet ist, die von eurer Erziehung, von der Gesellschaft oder von der Familie stammen, so wird sie weder zuverlässig noch dauerhaft sein. Eine universelle Religion ist gegründet auf der Kenntnis des Gesetzes der Entsprechung. In dem Moment, an dem man dieses Gesetz erkannt hat, versteht man, dass man den Herrn weder deshalb lieben sollte, weil es die Kirche so angeordnet hat noch weil es irgendwo in der Bibel geschrieben steht, sondern weil es eine absolute Gesetzmäßigkeit, eine fabelhafte Gesetzmäßigkeit gibt, dank derer wir selbst es sind, die aus dieser Liebe den Vorteil ziehen und wegen uns auch die ganze Welt.
Der Beweis, dass dieses Wissen noch nicht in den Köpfen der Menschen Einzug genommen hat, ist die Tatsache, dass zurzeit so viele Christen aus der Kirche austreten. Sie haben nichts verstanden und die Wissenschaft jubelt! Die Religion, so wie diese Menschen sie verstanden haben, hatte keine feste Grundlage. Man braucht jetzt das Wissen der Einweihungslehre. Dieses Wissen offenbarte man klar und deutlich in den verborgenen Einweihungsschulen der Vergangenheit: Der Schüler machte Erfahrungen, er berührte die Wahrheit mit eigenen Händen und dies war ein Wissen, das er anschließend nicht mehr verlieren konnte.

Einige Phänomene des täglichen Lebens offenbaren die Gesetzmäßigkeiten des religiösen Lebens.

Stellt euch zwei Gläser vor, die mit Parfum gefüllt sind. Diese beiden Gläser sind getrennt, aber ihre Düfte steigen auf und verschmelzen in der Luft. So ist es auch mit dem menschlichen Wesen: Die Gläser stellen seinen Körper dar und der Duft den feinsten Teil seiner Seele, seines Geistes, seines Denkens. Dieser Duft, diese Seele kann mit anderen Düften, mit anderen Seelen auf der Erde oder sogar im Kosmos in Verbindung stehen. Sie wird genau jene finden, die ihr gleichen und die ihr durch ihre Quintessenz entsprechen und sie werden in Verbindung stehen und in Einklang schwingen. So erklärt es sich, dass der Mensch, wenn er intelligent und bewusst ist, den Herrn berühren kann und mit ihm die Kommunion empfangen kann. Dies ist auch der Grund, das Wesen des Gebets, der Meditation, der Kontemplation, der Identifikation: Es zu erreichen, dass ihr euch so hoch erhebt, dass ihr die universelle Seele berührt. So vollzieht sich eine Verschmelzung, eine gegenseitige Durchdringung, ein Austausch: Eure Schwächen werden verjagt und die Qualitäten dieser universellen Seele treten in euch ein. Ihr seid verwandelt, ihr besitzt die Schätze, die die universelle Seele nach und nach in euch niederlegt.
Nehmt an, wir hätten auf diesem Tisch mehrere Stimmgaben, von denen nur zwei gleich lang sind. Wenn wir jede der ungleich langen Stimmgabeln einzeln schwingen ließen, so würden sie alle jeweils einen verschiedenen Ton von sich geben. Doch wenn wir eine jener beiden gleich langen Stimmgabeln schwingen ließen, so würde die zweite, ohne berührt zu werden, auf die Schwingungen der ersten antworten und würde genau den gleichen Ton aussenden wie diese. Ihr alle kennt dieses Phänomen, doch was ihr nicht wisst, ist die Wichtigkeit dieses Resonanzgesetzes. Eure ganze Entwicklung hängt vom guten Verständnis dieses Gesetzes ab. Wenn ich euch ununterbrochen sage, ihr solltet euch mit dem schönsten, dem größten, dem mächtigsten Wesen verbinden, so deshalb, damit ihr in Einheit mit ihm schwingen könnt und die Qualitäten und Mächte dieses Wesens, dieses Prinzips, das alles besitzt, zu empfangen. Solange man diese bewusste Einstellung nicht sucht, wird man von den schädlichen Strömungen hin– und hergerissen, mit denen man sich dummerweise in Einklang gebracht hat.
Diesem erhabenen Wesen gegenüber, das alles leitet, das alles verteilt, solltet ihr eine Einstellung des Respekts, der Bewunderung, des Entzückens haben. Ihr werdet sagen, dass ihr dieses Wesen ja doch nicht seht. Doch, ihr seht die Schönheit der Natur, die Harmonie der Schöpfung, ihr seht rund um euch die Männer und Frauen. Warum denkt ihr nie daran, euch wieder bis zum Urheber von all dem, was ihr seht, zu erheben? Von heute an solltet ihr die richtige Einstellung dem Herrn gegenüber finden. Denkt immer an Ihn mit Respekt, mit Bewunderung und mit Liebe, denn in dem Moment, in dem ihr so an ihn denkt, schwingt ihr in Einheit mit Ihm und alles, was Er besitzt: die Schönheit, das Licht, die Liebe, beginnt zu euch zu kommen und ihr fühlt die gleiche Freude, das gleiche Glück, ihr lebt in der gleichen Freiheit wie Er.

Deshalb ist es auch notwendig, den Sinn für das Heilige zu bewahren....

Unter den Tausenden von Sachen, die die Menschen verstehen sollten, ist eine, die sie noch am wenigsten verstanden haben: die Einstellung, die sie im Leben gegenüber der Natur, gegenüber den Menschen und gegenüber dem Herrn haben sollten. Ja vor allem gegenüber dem Herrn!
Die Menschen aber verlieren mehr und mehr den Sinn für das Heilige, sie wollen alles entmystifizieren, weil es anscheinend zu viele Mythen gibt und sie verwüsten alles, ohne sich darüber klar zu sein, was sie dabei verlieren. Denn in dem Moment, in dem sie so handeln, verschließt sich die Natur ihnen gegenüber, sie macht ihnen keinerlei Offenbarung mehr. Die Natur enthüllt sich nur vor Menschen, die den Sinn für das Heilige haben. Wenn ihr hier diese heilige Einstellung pflegt, so kann ich euch versichern, dass ihr außergewöhnliche Offenbarungen haben werdet: nicht nur Offenbarungen, die von mir kommen und die gar nicht so wesentlich sind, wenn sie nicht auch von euch selbst kommen. Wenn ihr es versteht, die richtige Einstellung zu finden, so kommen die Offenbarungen auch von euch selbst und ihr versteht Wahrheiten, die ihr vorher niemals verstanden hättet. Diese Frage der Einstellung ist sehr wesentlich. –
Wir sollten eine heilige, mystische Einstellung der Schöpfung gegenüber haben. Wir sollten lernen, wie die Äolsharfe zu schwingen, von jedem von hoch oben kommenden Hauch, von jeder Strömung bewegt. Wir sollten lernen, mit dem Universum, mit der Weltenseele, mit Gott in Verbindung zu stehen.

Die heilige Einstellung gibt Klarheit über die Demut.

Demütig sein heißt, nach oben zu schauen, zu denen aufzuschauen, die uns übertroffen haben. Denn indem man zu diesen hohen Wesen aufschaut, vergleicht man sich instinktiv mit ihnen. Man sieht sich selbst sehr klein und in dem Moment entsteht die Demut. Aber dies sagt nicht aus, dass die Demütigen damit zufrieden sein sollten, auf die Wesen, die uns übertroffen haben, aufzuschauen und dabei stehen zu bleiben, nicht vorwärts zu schreiten. Die wahre Demut hingegen führt uns zur Vollkommenheit. Denn wenn wir uns auf alle Menschen konzentrieren, die uns übertroffen haben, schreiten wir voran. Also nur indem man vollkommen werden will, wie der Herr, ist man wahrhaft demütig!
Wenn ihr hingegen immer diejenigen betrachtet, die unter euch stehen, so empfindet ihr euch selbst als sehr groß, sehr fortgeschritten, sehr intelligent. Wenn ihr euch mit einer Ameise vergleicht, so seid ihr sicherlich ein Elefant. So übermannt euch aber der Hochmut und ihr schreitet nicht mehr voran. Deshalb verhindert der Hochmut, dass sich die Menschen entwickeln. Und er verhindert nicht nur, dass sie sich entwickeln, sondern er lässt sie sogar Rückschritte machen: Je mehr Zeit vergeht, desto mehr wird er wie diese Ameisen werden, denen er sich so sehr überlegen fühlte. Das ist ein Gesetz. Das ist der Sinn der Psalmworte: 'Er erniedrigt die Hochmütigen und erhöht die Demütigen.' Dies bedeutet nicht, dass der Herr die einen bestrafen und die anderen belohnen will, nein, das ist nur ein Gesetz, das von der kosmischen Intelligenz festgelegt wurde. Also, wenn ihr als Ideal habt, wie der Herr zu werden, so besitzt ihr die wahre Demut.
Die wahre Demut besteht nicht darin, klein, kümmerlich, im Schmutz und in der Armut zu bleiben, schwach und ausgelöscht zu sein und sich vorzustellen, dass sich der Herr an all dem ergötze. Die Demut, die wahre Demut besteht darin, so zu werden wie der Herr: allwissend und allmächtig, voller Liebe und Reinheit, voller Freigebigkeit und Herrlichkeit. Der Hochmütige hingegen entwickelt sich nicht, er ist schon zu groß und zu vollkommenen. Was für eine Dummheit!

Eine universelle Religion stellt das Ideal der Vollkommenheit in den Mittelpunkt, das Jesus gelehrt hat, das aber auf Grund seines hohen Anspruchs von der Mehrheit vernachlässigt wurde.

Die Christen haben die meisten ihrer eigenen Praktiken nicht gut verstanden. Viele wissen nicht einmal, dass gewisse Symbole, gewisse Zeremonien oder Riten, gewisse Kleider oder Verzierungen von fremden Kulten ausgeliehen wurden. Nicht Jesus hat diese Sachen empfohlen, die jetzt an erster Stelle stehen. Das wahre Christentum ist zuerst eine innere Arbeit: das Gebet, die Meditation, die Kontemplation, eine Arbeit des Geistes. Aber die Christen wurden immer materieller, sie leben nicht mehr das intensive Leben, das Jesus gelehrt hat. Ihr Ideal ist nicht das von Jesus, sondern das der Kirche. Sie haben die großen Wahrheiten, die wichtigsten Vorschriften vernachlässigt. Wenn jemand werden möchte wie der Herr, weil Jesus gesagt hat: 'Seid vollkommen wie euer Himmlischer Vater vollkommen ist', so sind alle gegen ihn. Sie sagen: 'Was für ein Hochmut!' Sie haben eben von den Evangelien nichts verstanden. Vollkommen zu werden ist die wahre Lehre Jesu. Aber nein, man kann doch mittelmäßig bleiben, wenn man nur ja in die Kirche geht, vom Weihwasser nimmt, ein paar Gebete murmelt, die Hostie empfängt. – Aber dass man nach Hause geht und immer noch genauso boshaft oder unehrlich ist, das ist doch nicht so wichtig! O doch, der beste Beweis, dass dies alles unnütz ist, ist die Tatsache, dass man sich überhaupt nicht verwandelt. Ohne ein intensives, geistiges Leben könnt ihr Wagonladungen voll Hostien verschlingen und ihr hättet trotzdem nicht viel davon: Wenn ihr dumm, stumpfsinnig, schwach oder jähzornig wart, so bleibt ihr absolut gleich. Das ist also überhaupt keine wahre Kommunion mit dem Himmel.

Die Kommunion und die Funktion des Priesters
(Siehe Kapitel: Die kosmische Bedeutung der Nahrung)

Die Kommunion ist wirklich ein Sakrament und die Kirche hatte dank ihr alle Macht, denn die Kommunion ist ein Akt der weißen Magie. Man sollte allerdings jetzt ein bisschen weiter gehen im Verständnis der Kommunion.
Das Fleisch Christi essen, sein Blut trinken ist ein Akt der höchsten weißen Magie. Die Hostie und der Wein stellen den Leib und das Blut Christi dar. Aber sogar bevor der Priester das Brot und den Wein segnet, enthalten sie die Elemente, die Gott selbst hinein gelegt hat. Indem der Priester die göttlichen Kräfte auf die Nahrung herabruft, bereitet er sie vor, damit sie von denen, die die Kommunion empfangen, noch besser aufgenommen werden und er vollbringt also, vom magischen Gesichtspunkt aus betrachtet, eine unermessliche Arbeit. Doch das Leben wurde von Gott schon von Anfang an in die Nahrung hinein gegeben. Der Segen des Priesters fügt ihr nicht mehr das Leben hinzu, er fügt nur die Möglichkeit für die Gläubigen hinzu, wenigstens einmal von Zeit zu Zeit bewusst ihm in Kontakt zu treten, denn im Allgemeinen trinken und essen die Menschen ohne Achtung und unbewusst und deshalb nehmen sie auch nichts Großartiges auf.
Solange ihr diese Nahrung, die in den Laboratorien des Herrn zubereitet wurde, für tot anseht und euch vorstellt, dass sie erst der Segen des Priesters lebendig macht, geht ihr am ewigen Leben vorbei und nehmt gar nichts von ihm auf. Ist es übrigens wirklich intelligent zu denken, man solle warten und nur von Zeit zu Zeit in die Kirche gehen, um die Kommunion zu empfangen, um etwas Lebendiges aufzunehmen? Wenn ihr euch dessen bewusst seid, dass Gott Sein Leben in jeder Art von Nahrung schenkt, wenn ihr wie der Priester seid, der das Brot und den Wein segnet, wenn ihr denkt, dies sei das Fleisch und das Blut Christi, so tretet ihr jeden Tag dreimal täglich mit dem Leben Christi in Verbindung und das ewige Leben wird euch auf Grund dieses Gedankens durchdringen.
Ich bin ein Mensch, der das Heilige versteht und respektiert, deshalb lade ich euch ein, es jeden Tag praktisch anzuwenden. Aber eines Tages wird jeder sein eigener Priester sein. Ein Priester ist ein Wesen, das ein höheres Bewusstsein hat als die anderen, ein größeres Licht, eine größere Reinheit und er hat deshalb mehr Macht über die Dinge. Also, warum seid ihr dann nicht euer eigener Priester für die Nahrung, die ihr esst? Ein Priester ist derjenige, der die Schöpfung Gottes versteht, der sie liebt und respektiert. Ob er nun die Priesterweihe hat oder nicht, er ist ein Priester, Gott selbst hat ihn geweiht. Gott steht über allem, Er steht nicht den Menschen einfach so zur Verfügung. Man kann Ihn nicht gewaltsam nehmen, um Ihn in eine Hostie einzuschließen und Ihn dann wie man will zu verteilen. Warum den Herrn vergewaltigen, wann Er selbst seit Anbeginn der Zeit freiwillig in der Nahrung anwesend ist? Er mag diese Gewalt nicht und oft ist er gar nicht da, wenn man will, dass er da sein soll.
Betrachtet die Nahrung, als ob sie wirklich das Fleisch und das Blut Christi wäre und ihr werdet in euch unermessliche Verwandlungen fühlen. Wenn die Nahrung euch das Leben gibt, dank dessen ihr alles verwirklichen könnt, so deshalb, weil Gott dieses Leben in die Nahrung hinein gegeben hat. Also, warum die Augen verschließen und dies nicht sehen? Wenn man die Bedeutung der Hostie derartig überschätzt, so hat man die Frage der Nahrung vollständig vernachlässigt und man hat vergessen, dass auch sie uns mit Gott verbinden kann. Also, ich öffne euch jetzt die Augen und sage euch, dass die Nahrung genauso heilig ist, wie die Hostie und sogar noch mehr. Denn die ganze Natur, Gott selbst hat sie mit seiner eigenen Quintessenz zubereitet und danach weiht sie der Priester ein paar Minuten, nur damit die anderen mit ihr in Kontakt treten können. Die Kirche hat die Menschen derartig verformt, dass es kein Mittel mehr gibt, um ihnen jetzt die Wunder der Schöpfung Gottes verständlich zu machen. Was sie selbst geschaffen haben, das ist großartig, aber was Gott geschaffen hat, das ist nicht interessant, sie stehen ja darüber! Sicher, wenn ihr die Priester fragt, so werden sie euch sagen, dass sie sich nicht höher als Gott einstufen, aber in der Praxis ist es genauso, als ob sie sich über Ihn stellten. Anstatt zu sagen: 'Respektiert das Leben, meine Kinder, denn alles ist heilig. Dies alles sind Talismane, die Gott überall ausgeteilt hat', zählen nur ihre eignen Läden: die Hostien, die Rosenkränze, die Medaillen. Alles andere zählt nicht. –
Ich setze nicht die Rolle der Priester herab, ich setze nicht die Bedeutung der Kommunion herab, nein, ich öffne nur neue Horizonte, damit ihr seht, dass die Kommunion nicht nur etwas Wichtiges ist, sondern auch unentbehrlich und dass man jeden Tag die Kommunion empfangen kann. Wenn ihr zwei oder drei mal im Jahr die Kommunion empfangt, was, glaubt ihr, könnt ihr da an euch verändern? Nichts, eure Zellen bleiben die gleichen. Um den physischen Körper zu verändern, der derartig hartnäckig ist, muss man jeden Tag mit dem Denken, dem Glauben und der Liebe an dieser Verwandlung arbeiten und eines Tages beginnt er zu schwingen. (Siehe Kapitel: Wie man an seiner eigenen Materie arbeitet) Lernt also vor allem, jeden Tag die Kommunion mit der Sonne zu empfangen. Denn die wahre Hostie ist die Sonne. Wenn ihr beim Betrachten der Sonne fühlt, dass ihr euch bei ihr durch euer Sonnengeflecht ernährt, so ernährt ihr euch von der Sonne, von ihrem Licht, von ihrer Reinheit, von ihrem Leben und ihr verwandelt euch. Wann wird man den tiefen Sinn der Worte Jesu verstehen: 'Wenn ihr nicht mein Fleisch esst, wenn ihr nicht mein Blut trinkt, so werdet ihr nicht das ewige Leben haben'?
All die Riten, die von der Kirche eingeführt wurden, dürfen nicht die wahre Religion in den Hintergrund drängen. Oft setzt man die engstirnige Brille einer Religion, einer Philosophie auf oder begrenzt seinen Horizont auf die vier Wände einer Kapelle und alles andere bleibt verborgen. Was nützt es einem, einer Religion anzugehören, wenn diese Religion die Herrlichkeit und die Macht dessen, was Gott geschaffen hat und die Möglichkeiten zu Ihm zurückzukehren, verbirgt?

Gewisse Überzeugungen der meisten Gläubigen sind unwirksam, weil sie die Gesetze des inneren Lebens nicht kennen.

Es gibt sehr christliche, sehr gläubige Menschen, die sich immer hingeben in die Hände Gottes. Aber warum lässt er sie dann in der Klemme sitzen? Man sagt, der Herr kümmere sich nicht so sehr um unsere Angelegenheiten. Er hat eben an andere Sachen zu denken als an jeden Einzelnen von uns, Er lässt uns ein bisschen los und vertraut uns anderen Wesen an, Seinen Dienern, auf die wir hören sollten. Und wenn wir nicht hören wollen, was wollt ihr, dass er dann machen soll? O ja, schaut euch all diese Kriege, diese Krankheiten, diese Unfälle an. – Warum ist der Herr noch nicht gekommen, um uns da herauszuholen? Ich möchte nicht sagen, dass er uns nicht hilft, aber was kann Er denn machen, wenn wir derartig verschlossen, derartig schwach und unwissend sind?
Ich gebe euch das Beispiel der Sonne: Sie ist sehr mächtig, sie lässt alle Planeten kreisen, sie ist es, die sie antreibt und belebt, ihre Macht ist unvergleichlich und dennoch, wenn ihr die Vorhänge eures Zimmers zuzieht, so kann sie trotz ihrer ganzen Macht nicht hinein. Oft zieht man die Vorhänge zu und sagt: 'Komm herein, komm herein, meine liebe Sonne, ich lade dich ein.' Aber sie antwortet: 'Aber ich kann nicht.' – 'Warum nicht?' – 'Die Vorhänge!' Es reicht ein einfacher Vorhang! Also, wer mich verstanden hat, wird die Vorhänge zurückziehen, die Sonne wird hereinkommen und das Licht wird ihn überfluten. Die Sonne ist ein Symbol für den Herrn. Sicher, der Herr ist allmächtig, er lässt das ganze Universum sich bewegen, aber wenn es darum geht, einen Vorhang zurückzuziehen, so kann er es nicht, es liegt an uns, dies zu tun, damit er eintreten kann. –
Wenn alle Menschen beginnen, mit dem Licht zu arbeiten, wird sich alles verwandeln. Jesus sagte, die Kinder dieser Welt seien intelligenter als die Kinder des Lichtes. Er wollte damit sagen, dass die ersteren sehr aktiv sind, um ihre egoistischen und materiellen Wünsche zu verwirklichen: Sie studieren, sie arbeiten, sie wissen sich zu helfen. – Viele Mystiker, religiöse Menschen und Spiritualisten hingegen sind faul und bleiben oft im Unklaren und in der Verwirrung. Sie machen nichts, um ihrem spirituellen Ideal zu dienen, um es zu verwirklichen, es zu konkretisieren. Die Materialisten hingegen tun wenigstens etwas für ihr materielles Ideal.

Damit der Glaube wirksam ist, muss er von einer mächtigen Aktivität des Denkens und des Gefühles begleitet werden.

Der Glaube ist nicht die Ursache von den Wundern, die man ihm zuschreibt. Er ist nur die unentbehrliche Bedingung, damit diese Wunder geschehen können, denn die Wunder selbst werden von einer anderen Kraft als vom Glauben hervorgerufen. Ihr habt in den Evangelien gewisse Worte Jesu bemerkt, als er die Kranken heilte: 'Alles ist möglich für den, der da glaubt.' – 'Geh, dein Glaube hat dir geholfen.' – 'Dir geschehe nach deinem Glauben.' – Ihr werdet sagen, dass er diese Kranken selbst ohne ihren Glauben hätte heilen können, da er ja alle Macht besaß. Nein, er hätte nichts für sie tun können, wenn sie ungläubig gewesen wären, denn die Bedingungen für die Heilung wären eben nicht vorhanden gewesen. Er hätte sie trotzdem heilen können, aber indem er Gewalt angewendet hätte und die Gewalt ist niemals eine gute Methode. Jesus wollte, dass die Heilung auch von dem Kranken ausging, der durch seinen Glauben den Kräften der geistigen Welt die Türen öffnete, damit sie eintreten konnten. Der Glaube ist die beste Bedingung für die Verwirklichung all dessen, was der Mensch sich wünscht.
Euer Glaube öffnet eine Tür, aber wenn niemand eintritt, weil ihr nichts ausgelöst habt, weil ihr die Geister nicht eingeladen habt zu kommen, so wird gar nichts geschehen. Zuallererst baten die Kranken Jesus, dass er sie heile und diese Bitte war schon ein Auslöser. Danach musste er offene Türen haben: den Glauben. Und erst dann wirkte die Macht Jesu. Also, ihr seht: drei Bedingungen.

Die Überzeugung ist das Ergebnis von Wissen und Erfahrung.

Die Überzeugung des Schülers basiert auf einer absoluten Kenntnis der Naturgesetze und auf gemachter Erfahrungen in der Vergangenheit oder in der Gegenwart. Wenn ein Schüler diese Erkenntnisse erlangt hat und wenn er Erfahrungen gemacht hat, so verfügt er über eine große Macht. Wenn der Schüler hingegen die absolute Überzeugung nicht besitzt, so heißt das, dass sein Wissen nicht vollständig ist.
Ein Schüler suchte einen Meister. Als er ihn fand, blieb er in seiner Nähe und stellte ihm zahlreiche Fragen. Der Meister antwortete nicht auf diese Fragen, sondern leitete ihn vor allem an, Übungen zu machen. Eines Tages begleitete ihn dieser Schüler am Ufer eines Flusses. Da packte ihn der Meister und tauchte ihm den Kopf unter das Wasser. Der Schüler schlug lange um sich bis ihn sein Meister wieder aus dem Wasser zog. Als der Schüler seine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte, fragte ihn der Meister, woran er gedacht hatte, als er den Kopf unter Wasser hatte. 'Ich dachte nur an Luft, nur ans Atmen.' – 'Gut', sagte der Meister, 'genauso solltest du an Gott denken.'

Das Verständnis heiliger Texte ist nicht die Angelegenheit von Bibel-, Geschichts- oder Sprachforschern, es ist vor allem die Sache derer, die ein intensives inneres Leben leben.

Die Spezialisten, die sich mit Bibelforschung beschäftigen, benutzen so genannte wissenschaftliche Methoden, mit denen sie entdeckt haben, dass die biblischen Erzählungen weder wissenschaftlich noch geschichtlich sind. Das ist wahr, aber seitdem die Gelehrten über die Bibel diskutieren, hat ihre Kraft für sie abgenommen. Man kann sich von ihrer Lektüre weder mehr inspirieren lassen noch kann man sie mehr verstehen oder sich beleben lassen. Man sucht, man ergründet die Texte, man findet Unklarheiten und Widersprüche. Nur haben die Bibelforscher sich nicht gefragt, ob diese wissenschaftlichen Methoden überall und für alle gültig waren, ob sie fähig sind, die Wahrheiten der Seele und des Geistes zu erfassen.
Seit Jahren schlagen wir eine andere Methode vor. Anstatt jedes Wort genau zu prüfen oder die geschichtliche Seite der heiligen Bücher (der Bibel, der Veden, usw...) zu studieren, solltet ihr euch in das, was ihr lest, versenken, um es zu leben, denn nur so durchdringt ihr ihren Sinn. Übrigens haben die Gläubigen in der Vergangenheit die Bibel gelesen, ohne sie zu zergliedern, ohne sie zu erforschen, ohne die Texte zu vergleichen. Indem sie meditierten, indem sie sich mit höheren Wesenheiten verbanden, durchdrangen sie sich mit dem, was da geschrieben stand. Sie fühlten intensiv die großen Wahrheiten, die das innere Wesen verwandeln können. Die Gesetze wurden für sie greifbare Wirklichkeiten und sie wurden fähig zu heilen und Wunder zu vollbringen.
Die in der Bibel niedergeschriebenen Wahrheiten wurden von außergewöhnlichen Menschen übermittelt. Um sie verstehen zu können, ist es notwendig, sich bis zu ihrer Höhe zu erheben, auf der gleichen Wellenlänge zu schwingen, die gleiche Lebensweise an den Tag zu legen. Alles liegt in der Lebensweise. Sie ist es, die den Propheten ermöglichte Gott zu verstehen. Auch wir sollten diese Lebensweise annehmen, um ihn zu verstehen. Es gibt keine andere Methode. Beunruhigt euch nicht, wen ihr nicht alles auf einmal versteht, denn es gibt schwierige Stellen. Lest, ohne euch stören zu lassen und erhebt euch ununterbrochen, indem ihr bittet, dass euer Leben sich ändern soll, dass der Geist kommt, um euch aufzuklären. Als Jesus zu seinen Jüngern sagte: 'Ich habe euch noch viel zu sagen, doch ihr könnt es jetzt nicht erfassen. Wenn der Tröster, der Geist der Wahrheit kommt, so wird er euch zu aller Wahrheit führen", als er dies sagte, machte er auf die wesentliche Bedeutung des Geistes aufmerksam. Ohne diesen Kontakt mit dem Geist kann man nichts verstehen.

Eine universelle Religion ist eine Religion des Geistes.

Wenn die Leute Angst vor dem spirituellen Leben haben, so deshalb, weil man ihnen nicht gezeigt hat, was das wirklich ist. Man hat ihnen irgendwelche Formen und Einstellungen gezeigt, d.h. eine Scheinspiritualität und nun haben sie keine Ahnung, was Religion wirklich ist. Viele stellen sich vor, dass sie darin besteht, in die Kirche zu gehen, ein paar Kerzen anzuzünden, beim Pfarrer beichten zu gehen, den Armen eine Spende zu geben, Psalmen aufzusagen, über das Evangelium zu predigen usw. Nein, das wahre spirituelle Leben ist eine neue Lebensqualität. Es bedeutet, dass man jetzt schon das höhere Leben lebt, dass man eine Berührung hat mit dem himmlischen, reinen, harmonischen, vollkommenen Leben. Ununterbrochen, ständig das spirituelle Leben zu leben heißt, dass man eine wirklich tiefe Berührung mit dem Himmel hat.
Spirituell heißt, dass sich der Geist manifestiert. Nun haben aber oft die Formen den ersten Platz eingenommen, ohne dass aber der Kontakt mit dem vollkommenen und erhabenen Leben hergestellt wird. Man trifft so genannte 'spirituelle' Menschen, die alles andere besitzen als den Geist. Da werdet ihr Komödien und Getue erleben, doch der Geist ist nicht da. Der Geist bringt ein neues Leben, das strahlt, das reinigt, das auferweckt. Es kann sein, dass ihr überhaupt nichts tut, dass ihr überhaupt nichts sagt, sich aber der Geist manifestiert.
Wenn ihr euch bei der unsichtbaren Welt vorstellt und sagt: 'Ich gehöre der erhabenen Universellen Weißen Bruderschaft an', so kann es sein, dass man euch antwortet: 'Aber, mein Alter, du streitest ja noch immer, du kritisierst, du haust die anderen übers Ohr, also, dieser Titel besagt überhaupt nichts, du bist noch nicht in der Universellen Weißen Bruderschaft. Raus hier!' So sieht der Himmel die Dinge. Und es ist auch nicht nötig, eure Mitgliedskarte, eure Orden, euer Gewand oder euer Kreuz herzuzeigen. Denn dies alles sind äußere Abzeichen. Der Himmel aber erkennt nur innere Abzeichen an: ein Gewand, eine Krone, ein Hut, wenn ihr wollt, aber innerlich. Die äußeren Zeichen sind für die Menschen und nicht für den Himmel bestimmt. Manchmal sind sie schön und notwendig. Selbst die Magier und Eingeweihten haben diese Verzierungen akzeptiert, aber man sollte sie auch innerlich besitzen. Der Samt, der Purpur, die Kreuze, das alles ist majestätisch, doch wenn man innerlich mit Lumpen bedeckt ist, so ist es doch grotesk, darüber einen prunkvollen Schlafrock zu ziehen.

Die Wunder, die dem Geist zugeschrieben werden, widersprechen nicht den Gesetzen der Natur. Das Wunder ist nur ein Wunder für denjenigen, der die Macht des Geistes nicht kennt.

Unser Geist kann sich nicht ganz und unumschränkt äußern, denn er unterliegt den Grenzen der materiellen Bedingungen. In Wirklichkeit hat er in seinem Wesen, in seinem höheren Wirkungskreis unbegrenzte Macht. Er ist allmächtig. In der Materie hingegen ist er nicht allmächtig, denn dort dauert es lange, um alles zu ordnen. Durch die Kontinuität unserer täglichen Anstrengung bahnt er sich ein schließlich den Weg und am Ende gelingt es ihm zu siegen, zu regieren und alles zu verwandeln. Denn der Geist besitzt 'übernatürliche' Kräfte, wie man sagt, doch in Wirklichkeit gibt es nichts Übernatürliches: Die Wunder, die Ereignisse, die anscheinend den Gesetzen der Natur widersprechen, sind weder übernatürlich noch supernatürlich noch antinatürlich. Nein, sie unterliegen anderen Gesetzen, denen des Geistes.

Die Idee der ewigen Verdammnis steht im absoluten Gegensatz zur Liebe Gottes. Der Mensch muss aber seine karmischen Schulden bezahlen.

Man hat den Herrn als ein unversöhnliches, rachsüchtiges, eifersüchtiges Wesen dargestellt: Er sieht alles, bestraft und verzeiht nicht. Nein! In Wirklichkeit bestraft Gott nie, Er ist Liebe. Ihr seid zum Beispiel unglücklich, traurig, verfolgt. – Lauft, verlasst die, die euch verfolgen, geht bis vor den Herrn! Selbst wenn ihr staubig und zerlumpt seid, wird Er euch sagen: 'Komm herein! Sei willkommen!' und Er wird anordnen, dass man euch wäscht, dass man euch bekleidet, Er lädt euch zu seinem Festmahl ein. Zu euren Verfolgern hingegen sagt Er: 'Bleibt draußen! Ihr habt kein Recht hier einzutreten, um ihn zu fangen.'
Gott interessiert sich nicht für eure Fehler. Wie oft habt ihr selbst davon überzeugen können! Ihr seid betrübt, unglücklich, verfolgt und nun erhebt ihr euch, ihr betet: So entkommt ihr euren Feinden und fühlt euch von Freunden empfangen. Sicher, wenn ihr wieder hinabsteigt, werden die Verfolgungen von neuem beginnen, denn leider könnt ihr nicht da oben bleiben. – Bis zu dem Augenblick, an dem ihr getan habt, dass ihr eure Schulden bezahlen und das Schlechte, das ihr gemacht habt, reparieren müsst. Das ist das Karma, die Gerechtigkeit. Der Herr kommt nicht, um euch zu bestrafen, aber Seine Welt basiert auf Gesetzen. Zwangsläufig setzen sich die Räderwerke in Gang, entsprechende Wesen werden herbeigerufen und verlangen von euch, alles wieder in Ordnung zu bringen. Der Herr hat keine Zeit, sich um all dies zu kümmern, Er ist Liebe und lebt in der Herrlichkeit.

Die Meister geben ihre Lehre, gemäß dem Land und der Epoche, in der sie sich inkarnieren, doch ihr Ziel bleibt das Gleiche: die Vollkommenheit.

Es ist nicht notwendig zu fordern, alle großen Meister sollten sich gleichen, sie sollten die gleichen Gesten, die gleiche Stimme, die gleichen Methoden haben. Das ist unmöglich. Jeder soll bleiben, wie er ist. Es wird von der unsichtbaren Welt darauf geachtet, dass er seine Mission gut erfüllt. Das ist alles, was die unsichtbare Welt verlangt. Jesus konnte weder sein wie Moses noch Zarathustra wie Hermes Trismegistus noch Platon wie Pythagoras noch Apollonius von Tyana wie Orpheus. – Jeder hat auf seine Weise am Aufbau dieses mystischen Tempels mitgewirkt, der zur Erkenntnis der Mysterien errichtet wird, aber die Epochen sind verschieden und die Bedingungen auch. Man muss zu Moslems anders sprechen als zu Hindus oder Christen.
Jesus hat nicht gesagt, man solle vollkommen werden wie er selbst oder wie Moses oder wie Buddha, sondern wie der Himmlische Vater. Das ist die wahre Lehre! Die Menschen sind aber noch nicht so weit. Ihre Eingeschränktheit, ihre Frömmelei, ihr Fanatismus verursachen all ihr Unglück. Haltet euch nicht mehr so sehr mit mir auf. Ich bin nur ein Wegweiser, der den Weg anzeigt. Ich möchte euch nicht bei mir zurückhalten. Wenn ihr wirklich ein hohes Ideal sucht, so lasst alles zurück und geht auf die Sonne zu. 

O.M.Aivanhov

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