Trigon Raphaeli

Samstag, 15. Oktober 2011

Appell an die Menschlichkeit (Charly Chaplin)

                                                   Bild von Moreau

Appell an die Menschlichkeit
 
Ich möchte weder herrschen noch erobern, sondern jedem Menschen helfen, wo ich kann, den Juden, den Heiden, den Farbigen, den Weissen. Jeder Mensch sollte dem andern helfen, nur so verbessern wir die Welt.
Wir sollten am Glück des andern teilhaben und nicht einander verabscheuen. Hass und Verachtung bringen uns niemals näher. Auf dieser Welt ist Platz genug für jeden, und Mutter Erde ist reich genug, um jeden von uns satt zu machen.
Das Leben kann ja so erfreulich und wunderbar sein. Wir müssen es nur wieder zu leben lernen. Die Habgier hat das Gute im Menschen verschüttet, und Missgunst hat die Seelen vergiftet. Wir haben die Geschwindigkeit entwickelt, aber innerlich sind wir stehen geblieben. Wir lassen Maschinen für uns arbeiten, und sie denken auch für uns. Die Klugheit hat uns hochmütig werden lassen und unser Wissen kalt und hart. Wir sprechen zuviel und fühlen zuwenig. Aber zuerst kommt die Menschlichkeit und dann erst die Maschinen. Vor Klugheit und Wissen kommen Toleranz und Güte. Ohne Menschlichkeit und Nächstenliebe ist unser Dasein nicht lebenswert. Flugverkehr und Radio haben uns einander nähergebracht. Diese Erfindungen haben eine Brücke geschlagen von Mensch zu Mensch. Sie erfordern eine allumfassende Brüderlichkeit, damit wir alle eins werden. Bewahrt Euch die Menschlichkeit in Euren Herzen, und hasst nicht. Nur wer nicht geliebt wird hasst, nur wer nicht geliebt wird. Kämpft für die Freiheit. Im 17. Kapitel des Evangelisten Lukas steht, Gott wohnt in jedem Menschen (gemeint ist das 17. Kapitel der Apostelgeschichte des Lukas, die Verse 27b und 28a, wo wir lesen: "Gott ist doch nicht fern von einem jeden unter uns, denn in ihm leben, weben und sind wir"), also nicht nur in einem oder in einer Gruppe von Menschen. Vergeßt nie: Gott lebt in Euch allen! Und Ihr als Volk habt allein die Macht, die Macht Kanonen zu fabrizieren, aber auch die Macht Glück zu spenden. Ihr als Volk habt es in der Hand, dieses Leben einmalig kostbar zu machen.
Lasst uns kämpfen für eine neue Welt, für eine anständige Welt, die jedermann gleiche Chancen gibt, die der Jugend eine Zukunft und den Alten Sicherheit gewährt. Laßt uns kämpfen für die Freiheit in der Welt, das ist ein Ziel, für das zu kämpfen es sich lohnt! Nieder mit der Unterdrückung, dem Hass und der Intoleranz! Lasst uns kämpfen für eine Welt der Sauberkeit, in der die Vernunft siegt, in der Fortschritt und Wissenschaft und alles zum Segen gereichen!
(Aus dem Schlussappell von Charlie Chaplin in seinem Film "Der grosse Diktator", 1940)

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